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Nash Albert: Kingdom Of Love (Review)

Artist:

Nash Albert

Nash Albert: Kingdom Of Love
Album:

Kingdom Of Love

Medium: CD
Stil:

Rock, Alternative, Folk, Singer/Songwriter

Label: Think Like A Key Music
Spieldauer: 42:07
Erschienen: 06.06.2025
Website: [Link]

Oh je, was ist das bloß für ein Albumtitel, ist der erste Gedanke, wenn man „Kingdom Of Love“ zur Hand nimmt.
Wird das jetzt so ein weiterer Liebe-Triebe-Herz-Schmerz-Schmachtfetzen, auf dem jeder Song bestens geeignet für die nächste 'Kuschelrock'-Zusammenstellung ist?
Dazu das Sonnenbrillen-Cover mit untergehender Sonne und Sternenhimmel, in dessen Front NASH ALBERT im Schneidersitz Platz genommen hat und verträumt (oder doch nachdenklich) wohin auch immer – etwa zum Königreich der Liebe – blickt.

Von der Gestaltung und dem Titel her lädt „Kingdom Of Love“ den progressiven Freigeist, der nicht unbedingt auf schwülstige Romantik setzt, jedenfalls nicht zum Hören ein. Doch schon nach dem ersten Ton und das später gesamte Hörerlebnis ist eins sofort klar: Man sollte sich niemals von seinem ersten äußeren Eindruck täuschen lassen!
Ja – und alle Freunde des viel zu früh verstorbenen DAVID BOWIE sollte man spätestens, wenn man Alberts Video „Sunrise“ entdeckt, die unbedingte Empfehlung aussprechen, sich schnellstens in NASH ALBERTs romantisches Königreich zu begeben, denn da wartet tatsächlich manchmal der georgische 'White Duke' klangvoll auf einen, um dem zum 'Blackstar' Gewordenen einen himmlischen Besuch abzustatten.


Kingdom Of Love“ von NASH ALBERT hat jede Menge an richtig guter und abwechslungsreicher Musik zu bieten – und sogar Texte, die einem unglaublich nahe gehen.
Gerade wenn man wie Nash aus dem Osten kommt (genauer Georgien) oder der hier in die Tastatur hauende Kritiker aus der DDR. Denn ein Song wie „The Berlin Wall (Die Berliner Mauer)“ packt einen total und frontal. Und er weckt Erinnerungen an eine Zeit, die gerade aus heutiger Sicht immer erschreckender wirkt, weil viele Politiker und angebliche Gutmenschen erneut (Brand)Mauern gegen alles bauen, was nicht so denkt wie sie. Links sein und Meinungsfreiheit abschaffen ist wieder das Ziel. Und das kannten wir im Osten schon, weil wir hinter Stacheldraht von ideologischen Hardlinern unterdrückt wurden.


Als wir jedenfalls 1989 die Mauer – auch unter Einsatz unseres Lebens – zu Fall brachten, wollten wir uns nicht träumen lassen, dass andere kleingeistige Maurer diese völlig geschichtsvergessen bereits erneut aufzubauen schienen. Wir lernen einfach nicht aus der eigenen Geschichte. Doch ein ALBERT NASH vollbringt tatsächlich das Kunststück, diese Problematik auf kongeniale Weise zu vertonen – nämlich so, als wäre ein LEONARD COHEN wiederauferstanden, der damals schon wusste, dass man zuerst Manhattan und dann Berlin einnehmen würde. So unglaublich dieser Songwriter das damals besang, ähnlich unglaublich besingt auch NASH ALBERT „The Berlin Wall (Die Berliner Mauer)“:

... I'm still feeling these wandering souls
Down the Berlin Wall

Do we have to pay
For the troubles our ancestor left
For the tears we can not forget
When nothing's left behind
But we're trying to live again
Wondering if the past is gone
With the Berlin Wall

… Let us be the one
Together rise or fall
Down the Berlin Wall
Down the Berlin Wall

So, diese Zeilen sollte man in jedes Lebensbuch kleingeistiger Fanatiker und aller Mauerbauer schreiben, egal ob real oder mental.

Oder nehmen wir „Better Home“.
Kaum zu glauben, wie viele Erinnerungen einen 'an die guten alten Zeiten' überfallen.
Ein Song, der wie aus den Siebzigern klingt und noch dazu auf der Suche nach einer besseren Heimat ist. Wo die liegt, ist eigentlich nach „Better Home“ klar – in einer Vergangenheit, die wir mit unserer Oberflächlichkeit längst verlassen haben, um eine chaotische Zukunft ohne großartige Werte aufzubauen: „And we follow our lonely roads / Hoping tomorrow we'll find a better home“.


NASH ALBERT ist eine wahre Wundertüte guter Musik und guter Texte, der sich nicht von irgendwelchen Genre-Schubladisierungen eingrenzen lässt, sondern sich mit „Professor Steiner's Trip“ sogar auf psychedelische Reise begibt und dabei uns so einige Trompetentöne beschert. Noch dazu ist der satirische Song und die darin vertonte Geschichte total abgefahren.
Der Song erzählt die unglaubliche Geschichte von Johnny, einem Anwalt, dessen Leben nach einem bizarren Mord an einer brutalen Frau namens Gale ins Chaos stürzt, und wandelt sich schnell zu einer Betrachtung der Gesellschaft, die längst den Bezug zur Realität verloren hat. Es ist ein psychologischer Trip, bei dem die Grenzen zwischen Fakt und Fiktion verschwimmen und die Dinge ins Surreale kippen.
Das kann alles nur in Zeiten passieren, wenn man Pinocchio zum Kanzler macht, oder?
Nicht nur NASH ALBERT kann davon ein großartiges Lied singen, wir in Deutschland langsam auch.


Zur Vertiefung darum hier noch die eigenen Ausführungen von NASH ALBERT, der uns im Grunde an den Irrsinn unserer Gegenwart gemahnt: „Diese Single ist eine psychologische Allegorie auf die zunehmende Ausbreitung des Wahnsinns in unserer Welt. Meiner Meinung nach wird die Welt total verrückt und verliert ihre Menschlichkeit. Wir sind mehr miteinander verbunden als je zuvor, aber auch nie weiter voneinander entfernt. Wir stehen vor gewaltigen Veränderungen, vor allem mit der KI.“

In dieser Art entwickelt sich jeder der insgesamt 11 Songs von „Kingdom Of Love“ zu einem Erlebnis, das sich alle Freunde von LEONARD COHEN bis DAVID BOWIE nicht entgehen lassen dürfen. Denn NASH ALBERT ist eine Entdeckung genau in diesem Kosmos, der noch mit beiden Beinen fest auf der Erde steht, um in gewisser Weise das Cohen-Bowie-Erbe fortzusetzen – aber mit völlig neuen Ideen und Texten aus der Gegenwart. Seine Stimme aber...


Dass NASH ALBERT den titelgebenden Song seines Albums ans Ende stellt, erscheint nunmehr als die Logik hinter „Kingdom Of Love“.
Längst scheinen wir dieses Königreich niedergerissen oder es mit Hass-Ziegelsteinen eingemauert zu haben. Dabei steht uns die ganze Welt offen – und durch die reist Albert in seinem Song von Amsterdam in der ersten Zeile bis Peking in der letzten Song-Zeile.
Auf der ganzen Welt sollte man besagtes Königreich errichten oder eben seine Mauer aus Hass und Missgunst abreißen.
Eine schöne Vision!
Eine gute Absicht!
Und leider bisher noch immer nur eine ferne Utopie...


FAZIT: Die Tore des Königreichs der Liebe stehen bei NASH ALBERT weit offen, doch es scheinen immer weniger Menschen in unseren so hasserfüllten Zeiten diese durchschreiten zu wollen, selbst wenn Albert uns mit einer Stimme dazu einlädt, die so herrlich nach einer Kombination aus Bowie und Cohen klingt. Da scheint auch nicht seine Aufforderung zu genügen „My Friend“ zu sein. Auf jeden Fall ist „Kingdom Of Love" ein aufregendes neues Album des georgischen Sängers und Gitarristen geworden, der sich gegen unsere technikbesessene Welt mit analogem Sound, ausgezeichneten Texten und einer herrlichen Stimme wehrt, die endlich wieder auf Menschlichkeit statt Machtwahn setzt. Und die jede Mauer einreißt – und diese sogar in „The Berlin Wall (Die Berliner Mauer)“ zutiefst beeindruckend besingt.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 57x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Thought As Time
  • Better Home
  • Professor Steiner's Trip
  • The Berlin Wall (Die Berliner Mauer)
  • Maya
  • Around The Sun
  • Beautiful Day
  • Someone Else Is Me
  • Stars
  • My Friend
  • Kingdom Of Love

Besetzung:

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