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Rosa Anschütz: Sabbatical (Review)

Artist:

Rosa Anschütz

Rosa Anschütz: Sabbatical
Album:

Sabbatical

Medium: LP/Download
Stil:

Indie-Pop, Postpunk, Darkwave, Electronica

Label: Heartworm Press
Spieldauer: 44:12
Erschienen: 26.09.2025
Website: [Link]

Ein „Sabbatical“ ist eine – insbesondere in den USA, seit den 90er Jahren, aber auch an europäischen Hochschulen und der Wirtschaft - nutzbare Möglichkeit, eine meist einjährige Auszeit von der eigentlichen Arbeit zu nehmen, um sich anderweitig weiterbilden oder forschen zu können. Allerdings nimmt die Berliner Musikerin, Songwriterin, Komponistin, Sängerin und Klangkünstlerin ROSA ANSCHÜTZ auf ihrem vierten Album „Sabbatical“ nicht etwa diese Art von Auszeit, sondern widmet sich den Gedanken an eine Auszeit auf verschiedenen Ebenen, beispielsweise in Bezug auf ihre künstlerischen Freiheiten oder auf Erwartungshaltungen und soziale Normen. Inhaltlich ist „Sabbatical“ demzufolge als poetischer Empowerment-Trip der etwas anderen Art angelegt.

Nachdem ROSA ANSCHÜTZ zu Beginn ihrer Karriere über den viral gegangenen KOBOSIL 44 Remix ihres Songs „Rigid“ zunächst über die Techno- und Club-Szene Bekanntheit erlangte (wovon sie alles andere als begeistert war), schlug sie für ihre Alben „Votive“, „Goldener Strom“ und „Interior“ ganz andere Wege ein und verband ihre elektronischen und organischen Kompositionen konzeptionell mit Visualisierungen und Installationen – etwa Tonskulpturen oder Palettenbildern. Dabei wandte sie sich musikalisch verstärkt organischen Klangwelten zu und integrierte ihre Gedichte als integralen Bestandteil ihrer Songs. Techno- oder Club-Sounds fanden sich auf diesen Alben dann nur noch als Zitate oder ergänzende Effekte.


Auch auf ihrem neuen Album wendet sich die Musikerin erneut organischen Soundscapes zu, schrieb einige Songs auf dem Bass, arbeitete wieder mit Gitarren und Klavier, tat sich mit dem Schlagzeuger Kevin Kuhn (DIE NERVEN) zusammen, der sie auch produktionstechnisch unterstützte und lenkte ihr Material – teilweise recht konkret und druckvoll - in Richtung Darkwave, Psychedelia und ansatzweise gar Dreampop.

Indem sie sich auf diese Weise dem Flow eines „Sabbatical“ hingab und sich von den musikalischen Instinkten leiten ließ, gelangen ihr auf der anderen Seite erstaunlich griffige und konkrete Songformate. Zum Ende des Albums gibt es mit „Sun Tavern“, „Not A Myth“, „Watch Me Dissapear“ und dem abschließenden „Swan Song“ vier recht unterschiedliche Songs, die über die hypnotische Qualität, die Melodie, die Rhythmik oder die Arrangements im Gedächtnis hängen bleiben.


Im Mittelteil von „Sabbatical“ bleibt aber auch Raum für die getragenen, transzendenten Elegien mit teils gar liturgischer Note, die mittlerweile zum Markenzeichen einer ROSA ANSCHÜTZ geworden sind und die sie gerne dazu nutzt, neben den eigentlichen Songelementen, Rezitative und Gedichte einzuflechten. Hierbei beschränkt sie sich nicht auf bestimmte Songformate, denn die Hinwendung zu einer organischen Umsetzung führt dazu, dass Atmosphärisches und Strukturiertes oft innerhalb eines Tracks miteinander kombiniert werden, wie im Song „Fire Lily“, der als Ambient-Montage beginnt, im Mittelteil ein Gedicht enthält und gegen Ende mit einem hypnotischem Refrain und plötzlich einsetzenden Live-Drums zu einem orgiastischen Crescendo findet.


Einer der Gründe, warum jedes Album von ROSA ANSCHÜTZ unterschiedlich klingt, ist zudem der, dass sie sich auf der Suche nach größtmöglicher künstlerischer Freiheit genau orientiert, mit wem sie jeweils zusammenarbeiten möchte. Dabei ist sie dieses Mal auf WESLEY EISOLD und dessen New Yorker Label/Verlag 'Heartworm Press' gestoßen, der sie bei sich aufnahm – was dazu führte, dass „Sabbatical“ ihre erste internationale Veröffentlichung sein wird.

Noch eine abschließende Anmerkung: Dass es auf dem neuen Werk keinen deutschsprachigen Song gibt, hat damit wohl nichts zu tun, denn ROSA ANSCHÜTZ hatte bei diesem Projekt die vollständige künstlerische Kontrolle, wobei sie sogar die Absicht verfolgt, für jeden Song des Albums ein Video zu produzieren.


FAZIT: ROSA ANSCHÜTZ betont, dass ihr Album „Sabbatical“ in einem Zeitraum von 10 Jahren entstand, wobei sie ältere Stücke und neuere Kompositionen zusammenführte. Musikalisch macht sich dies nur dadurch bemerkbar, dass die klangliche Palette noch breiter angelegt ist als zuvor, das Album allerdings trotzdem wie aus einem Guss klingt und ihre klagende Gesangsstimme in allen Varianten prägend im Zentrum steht. Als Einstieg in die nach wie vor düster/schattige/liturgische Musikwelt der ROSA ANSCHÜTZ ist „Sabbatical“ auf jeden Fall bestens geeignet.

Ullrich Maurer (Info) (Review 109x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Eva
  • Plaster Copy
  • Double Cross
  • Chase Pioneers
  • Like Oxblood
  • Tacheles
  • Poppies In Limelight
  • Fire Lily
  • Protect Your Sleep
  • Burlap
  • Sun Tavern
  • Not A Myth
  • Watch Me Disappear
  • Swan Song

Besetzung:

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